Collin Kramer

Nachdem ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde, merkte ich am nächsten Tag, dass irgendetwas mit meinem Körper nicht stimmte. Ich konnte meine gesamte rechte Körperseite nicht mehr kontrollieren und hatte kein Gefühl in den Gliedmaßen dieser Seite. Hinzu kamen noch weitere Beschwerden, die meinen Zustand weiter verschlechterten. Das führte dazu, dass ich ab diesem Moment für eine damals noch unabsehbare Zeit an den Rollstuhl gebunden war. Zunächst war ich noch sehr zuversichtlich, dass sich alles innerhalb von ein oder zwei Wochen wieder normalisieren würde. Doch leider wurde ich durch mehrere Rückschläge eines Besseren belehrt. Allmählich begann ich jedoch, meinen Weg zurück auf die Beine zu finden und mich wieder in ein annähernd normales Leben zurückzukämpfen. Mehrmonatige Aufenthalte in Krankenhäusern und einer Rehaklinik halfen mir, aus dem Rollstuhl heraus und an Stützen zu kommen. Doch dieser Prozess brachte mich mehrmals an meine Grenzen, besonders wenn es wieder einen Rückschlag gab. Die Ungewissheit über das, was noch kommen würde, zehrte auch mental an mir und ich überlegte oft, ob ich aufgeben sollte. Umso mehr bin ich heute dankbar, dass ich durch meine Familie und Freunde unterstützt wurde. Sie haben mir geholfen, nicht aufzugeben und weiter nach vorne zu kämpfen. Das war und ist nicht immer leicht, aber ich wäre heute nicht hier, wo ich bin, ohne die Hilfe von denen, die an mich geglaubt haben. Zwei Dinge, die vor dem Unfall eine große Rolle in meinem Wochenablauf spielten, waren Karate und Schwimmen. Obwohl ich diese Hobbys zunächst nicht mehr ausüben konnte, wollte ich ihnen trotzdem treu bleiben. Das hatte auf der einen Seite mit dem Spaß daran zu tun, aber auch damit, dass mir ein Arzt zu Beginn meines Krankenhausaufenthaltes sagte, dass das Karate – und die Körperbeherrschung, die ich dadurch erlangt habe – mir geholfen hat, überhaupt eine annähernde Funktion in meiner rechten Seite zu behalten. Also hatte ich mir vorgenommen, nach und nach wieder zum Training zu gehen. Zunächst nur als Zuschauer, später aber auch mit kleinen Übungseinheiten, so weit es eben möglich ist. Das funktioniert jedoch nicht ohne Kompromisse, denn noch gibt es viele Einschränkungen, um die man herum navigieren muss. Mein Ziel ist es, irgendwann meine nächste Gürtelprüfung zu absolvieren. Denn auch wenn weiter Einschränkungen vorhanden sind, kann ich mit Unterstützung vorankommen.

Ich bin zuversichtlich, dass ich weitere Fortschritte mache und selbst wenn die Einschränkungen bleiben sollten, ein relativ normales Leben führen zu können. Ich habe noch einen langen Weg vor mir und weiß nicht, was noch kommt. Aber ich kann jedem nur ans Herz legen, der vielleicht ein ähnliches Erlebnis hat und an sich zweifelt, nicht aufzugeben und zu kämpfen. Es lohnt sich – glaubt mir.



Text: Collin Kramer

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